Interview mit der Fachschaftsinitiative für Soziologie und Politikwissenschaft

Interview mit der Fachschaftsinitiative SoPo
Fachschaften wie die SoPo FBV sind zentrale Anlaufstellen an Hochschulen, die von Studierenden gegründet wurden, um ihre Interessen und Anliegen gegenüber der Universität zu vertreten und eine stärkere Gemeinschaft innerhalb der Studiengänge zu fördern. Die SoPo setzt sich aktiv für die Belange der Studierenden in den Fachbereichen Soziologie und Politikwissenschaft ein, fördert den Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden und unterstützt bei der Lösung studienbezogener Herausforderungen. Erfahren Sie im Interview mehr über die Aufgaben, Ziele und aktuellen Projekte der Fachschaftsinitiative.
Welche langfristige Vision verfolgt ihr mit eurer Initiative?
Die Fachschaft vertritt in erster Linie die Interessen der Studierenden der Soziologie und Politikwissenschaft. Langfristig ist es unser Ziel, den studentischen Einfluss auf universitäre Entscheidungen weiter auszubauen. Wir wünschen uns, dass die studentische Perspektive bei allen Entscheidungen an der Universität gehört wird, und wenn möglich, auch ein Mitsprachrecht erhält. Das ist aktuell in manchen Gremien gegeben, in anderen nicht. Wir setzen uns dafür ein, dass dies zukünftig gestärkt wird.
Wir sind bereits in verschiedenen Gremien aktiv: zum Beispiel in den Berufungskommissionen für neue Professor*innen, wo wir mitentscheiden können, wer künftig für unsere Fachbereiche tätig sein wird. Darüber hinaus haben wir über den Fachschaftsrat, also den Zusammenschluss aller Fachschaften, auch Zugang zu weiteren Gremien, etwa der Senatskommission für Lehre, wo wir mit dem AStA zusammenarbeiten, um die Lehre an der Universität im Allgemeinen zu verbessern.
Ein aktuelles Projekt, dass wir vorantreiben, ist die Pseudo-Anonymisierung von Klausuren, bei der Studierende beispielsweise ausschließlich über eine anonyme Nummer identifizierbar sein sollen. So möchten wir mögliche Voreingenommenheit in der Bewertung ausschließen. Auch wenn es hier noch Widerstände gibt, ist das eine unserer zentralen Forderungen, für die wir uns gemeinsam mit anderen Fachschaften einsetzten.
Wie finanziert ihr eure Projekte? Gibt es besondere Förderprogramme oder Sponsoren, die euch unterstützen?
Als Fachschaft sind wir ein gemeinnütziger Verein, das heißt, wir dürfen keinen Gewinn machen. Für die Planung unserer Projekte stellen wir jährlich einen Haushaltsplan auf, der gemeinsam mit den anderen Fachschaften besprochen wird. Die Uni stellt dafür einen zentralen Finanztopf bereit, der teilweise aus dem Semesterbeitrag der Studierenden gespeist wird. Unser Budget erhalten wir dann nach Bedarf über den AStA. Die Höhe der Mittel hängt davon ab, wie viele und wie große Projekte wir geplant haben. Für jedes Projekt, das tatsächlich ansteht, gehen wir dann zum AStA und rufen die im Haushaltsplan eingestellten Mittel ab, etwa für unser Erstsemesterwochenende oder andere Veranstaltungen.
Wie schafft ihr es, Studierende und andere Interessierte für eure Initiative zu begeistern und langfristig zu binden?
Unsere Begeisterung startet schon in der ersten Woche: Während der Erstiwoche planen wir viele Events, weil die Uni und auch der AStA selbst in dieser Zeit nur wenig für die neuen Studierenden anbieten. Uns bietet das die Gelegenheit, mit vielen neuen Erstis direkt in Kontakt zu kommen, und für diese ist es sicherlich hilfreich, Ansprechpartner zu haben, die ihnen bei Fragen rund ums Studium helfen können.
Zudem trägt das lockere Umfeld, bei dem wir gemeinsam Zeit in Kneipen oder auf der Neckarwiese verbringen dazu bei, jeden leicht einzubinden.
Langfristig halten wir das Interesse durch eine starke Gemeinschaft und regelmäßige Events über das Semester hinweg. Ein Highlight ist unser Fachschaftswochenende, wo wir gemeinsam wegfahren. Zudem gibt es viele Ämter, in denen sich Interessierte engagieren können. Wer sich einbringt, bleibt in die Prozesse der Fachschaft fest involviert, was oft das Interesse langfristig stärkt.
Natürlich gehen von Semester zu Semester auch mal Leute, wenn sich ihre Zeitpläne ändern. Wir haben da aber eine flexible Struktur: Ob jemand dienstags zur Sitzung kommt oder nicht, ist völlig freiwillig. Dieses Semester hatten wir zum Beispiel einen riesigen Zuwachs an Erstis und sind jetzt rund bei 60 aktiven Mitgliedern – ein Erfolg, auf den wir sehr stolz sind.
Welche Ämter oder Arbeitskreise habt ihr zurzeit?
Wir haben viele verschiedene Arbeitskreise, je nach Bedarf flexibel organisiert. Unser wichtigster Arbeitskreis ist die AK Lehre. Dieser kümmert sich um alles rund um die Lehre – wie zum Beispiel um Anliegen zu Klausuren, das Thema digitale und anonymisierte Prüfungen und auch um Probleme zwischen Studierenden und Lehrenden. Der Arbeitskreis greift auch ein, wenn Studierende etwa Probleme mit Dozierenden haben oder Bedenken bei der Verteilung von Kursen äußern.
Daneben gibt es einen AK Öffentlichkeitsarbeit, die unseren Social-Media-Auftritt betreut, und einen AK, der sich aktuell um die Erneuerung unserer Webseite kümmert. Für Exkursionen haben wir eigene AKs, sowohl für interne als auch für externe Ausflüge.
Zusätzlich gibt es weitere Arbeitskreise, die sich etwa mit unserem Logo-Design befassen und an neuen Konzepten arbeiten. Insgesamt haben wir etwa zehn aktive AKs, die das vielfältige Angebot unserer Fachschaft gestalten und stetig an neuen Projekten arbeiten.
Welche Möglichkeiten bietet ihr euren Mitgliedern, um sich einzubringen und zu wachsen – sowohl persönlich als auch professionell?
Also Möglichkeiten, sich einzubringen, gibt es bei uns reichlich, und zwar in persönlicher wie in professioneller Hinsicht. Professionell gesehen kann jede Person ganz einfach an einem der Arbeitskreise teilnehmen – wir teilen intern mit, wann und wo die Treffen stattfinden, und jede*r ist willkommen, dazuzukommen und aktiv mitzuwirken. Wer noch mehr Verantwortung übernehmen möchte, etwa als Mitglied in Berufungskommissionen oder im Fakultätsrat, findet bei uns auch vielfältige Möglichkeiten. Wir sind immer offen für engagierte Leute und finden eigentlich immer Aufgaben, die zu den Interessen und Stärken der einzelnen Mitglieder passen.
Persönlich kann man bei uns enorm wachsen, gerade wenn man Lust hat, Verantwortung zu übernehmen. Man lernt, wie man Projekte organisiert und koordiniert. Für manche gehört auch das Moderieren oder Anleiten größerer Gruppen dazu. Ich merke selbst, wie sehr das regelmäßige Leiten der Fachschaftssitzungen meine Kommunikationsfähigkeiten gestärkt hat. Aber keine Sorge, das ist alles freiwillig – niemand wird gezwungen, mehr zu machen, als er oder sie möchte!
Letztendlich bringt ehrenamtliches Engagement auch für die berufliche Zukunft einen klaren Vorteil: Es macht sich nicht nur gut im Lebenslauf, sondern die praktischen Erfahrungen in der Organisation und Verantwortung können später wertvoll sein. Zusätzlich stellen wir für Mitglieder, die bestimmte Ämter übernehmen, Ehrenamtszeugnisse aus – eine Anerkennung, die in Bewerbungsunterlagen oft gerne gesehen wird.
Welchen Einfluss glaubst du, hat eure Arbeit auf die Fakultät und Umgebung?
Als Fachschaft setzen wir uns aktiv für die Interessen der Studierenden in den Fachbereichen Politikwissenschaft und Soziologie ein. Dazu pflegen wir engen Kontakt mit wichtigen Ansprechpersonen wie dem Studiengangsmanagement und dem Studiendekan. Mindestens einmal im Jahr – und bei Bedarf auch kurzfristig – suchen wir das Gespräch, um auf aktuelle Anliegen und Herausforderungen der Studierendenschaft aufmerksam zu machen. Oft gibt es aus studentischer Perspektive Problemstellungen, die in der Verwaltung möglicherweise anders wahrgenommen werden. Deshalb ist es uns wichtig, diese Sichtweise direkt einzubringen.
Ein konkretes Beispiel unseres Engagements ist die Einrichtung einer Hiwi-Stelle in Zusammenarbeit mit der Fakultät. Hierbei unterstützt eine studentische Hilfskraft zweimal wöchentlich Studierende bei Problemen mit Statistikprogrammen wie Stata oder R. Durch diese und ähnliche Initiativen erleichtern wir den Austausch zwischen Studierenden und universitären Institutionen und schaffen Lösungen, die den Bedürfnissen der Studierenden gerecht werden. Unsere Arbeit bringt so auch den universitären Einrichtungen Vorteile, da sie gezielt und bedarfsgerecht auf studentische Anliegen reagieren können.
Welches Projekt, das ihr durchgeführt habt, macht euch besonders stolz?
Ich denke, da gibt es einige, die für uns besonders herausstechen.
Bei den „Spaßprojekten“ kommen unsere Schneckenhof-Feiern bei den Studierenden immer besonders gut an. Das ist jedes Semester ein riesiger Aufwand, und wir schaffen das auch nur durch die Zusammenarbeit mit der MKW-Fachschaft. Alle aus unserer Fachschaft bringen sich da ein, ob bei der Deko, der Promo oder an dem Abend selbst – jede*r übernimmt eine Aufgabe. Am Ende sieht man dann, wie gut alles funktioniert hat, und ist ziemlich stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben.
„Professionell“ gesehen sind wir besonders stolz auf unseren Einfluss in der Lehre. Ein Beispiel dafür ist der jährliche Lehrpreis, den wir an Dozierenden aus Soziologie und Politikwissenschaft vergeben. Das Besondere daran ist, dass dieser Preis direkt aus studentischer Perspektive verliehen wird, was bei den Lehrenden, sei es Professor*in, Doktorand*in oder Tutor*in, meist sehr gut ankommt. Dieser Preis zeigt auch, dass unsere Meinung als Studierende wertgeschätzt wird, und ich glaube, das ist etwas, worauf wir alle stolz sein können.
Was zeichnet die Atmosphäre innerhalb eurer Initiative aus?
Natürlich kann ich nur schildern, wie ich das persönlich empfinde, aber für mich ist es eine sehr warme und freundliche Atmosphäre. Jede und jeder soll sich bei uns willkommen fühlen, unabhängig davon, wie viele sich einbringen möchten. Ich selbst habe in der Fachschaft viele Freundschaften geschlossen, die ich wahrscheinlich sonst nicht entwickelt hätte, einfach weil man hier auch Menschen aus anderen Semestern und verschiedenen Hintergründen kennenlernt.
Es ist auch spürbar, wie gut sich die Mitglieder verstehen – zum Beispiel ist es selbstverständlich, dass wir uns vor den Schneckenhofpartys zusammentreffen und später dort auch gemeinsam Zeit verbringen. Diese Art von Zusammenhalt und der gemeinsame Spaß stärken uns als Gruppe, und das merkt man auch an der Energie, mit der wir gemeinsam Projekte organisieren. Da wächst man richtig zusammen, wenn man gemeinsam Verantwortung übernimmt.
Seit ich den Vorsitz übernommen habe, bekomme ich durch Rückmeldungen nochmal eine andere Perspektive und das Feedback war durchweg positiv. Die Atmosphäre scheint also nicht nur mir, sondern auch den anderen sehr gut zu gefallen. Sonst würden vermutlich nicht so viele regelmäßig kommen und sich engagieren – immerhin ist das bei uns komplett freiwillig.
Wie können Interessierte am besten Teil eurer Initiative werden?
Wer einfach mitmachen möchte, kann dienstags um 19 Uhr zu unserer Fachschaftssitzung kommen, die im Raum 202 in Gebäude B6 stattfindet. Da ist keine Anmeldung nötig, und man kann auch erstmal ein bisschen im Hintergrund bleiben, falls man sich nicht gleich aktiv einbringen möchte.
Für Anliegen, Fragen oder wenn jemand Kontakt sucht, geht es am einfachsten über Instagram. Wir haben engagierte Leute, die regelmäßig die Nachrichten checken – Antworten gibt es normalerweise innerhalb von zwei Tagen.
Wer lieber eine Mail schreiben möchte, kann uns auch darüber erreichen; unser Fachschafts-Postfach wird täglich gecheckt. Für spezifische Anliegen zur Gleichstellung haben wir außerdem unser Gleichstellungsreferat. Pia und Alicia leiten das und können bei sensiblen Themen, die man vielleicht erstmal mit Studierenden besprechen will, direkt angesprochen oder angeschrieben werden. Falls gewünscht kann man einfach über Instagram nach deren Kontaktdaten fragen.
Und spontan geht es auch immer: Man kann im Fachschaftszimmer (Parkring 39, Zimmer 107) vorbeischauen oder anklopfen, wenn jemand da ist, sind wir natürlich auch direkt ansprechbar!