Wie Machtmissbrauch zur Norm wird

Macht verändert Menschen – nicht nur diejenigen, die sie ausüben, sondern auch jene, die ihr ausgeliefert sind. Verhaltensökonomen der Universität Mannheim, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Maastricht University belegen in einem Laborexperiment erstmals, dass selbst Opfer von Machtmissbrauch solche Verhaltensweisen im Laufe der Zeit zunehmend als gesellschaftlich akzeptabel bewerten. Die Studie ist unter dem Titel „Normative Acceptance of Power Abuse“ (dt.: Normative Akzeptanz von Machtmissbrauch) in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Kyklos erschienen.
Zahlreiche Studien belegen, dass Menschen mit Macht zu egoistischem Verhalten und Regelverstößen neigen. Was bisher kaum erforscht war: Wie reagieren jene, die den Missbrauch erfahren? In einem kontrollierten Experiment schufen die Forscher künstliche Kleingruppen mit klarer Machtverteilung. Eine Person in jeder Gruppe durfte die anderen Gruppenmitglieder sanktionieren, musste sich selbst aber nicht an die Regeln halten.