U7+: Universitätsleitungen aus aller Welt diskutieren über Umgang mit Künstlicher Intelligenz

Am Gipfeltreffen der Universitätsallianz U7+ an der Universität von Ottawa in Kanada, der unter dem Motto „Die Rolle der Universitäten bei der Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz“ stand, nahmen Universitätsleitungen aus 16 Ländern teil. In ihrer gemeinsamen Erklärung riefen sie die Regierungen der G7-Länder zur Zusammenarbeit auf, um Künstliche Intelligenz so weiterzuentwickeln, dass Gesellschaften weltweit von ihren Möglichkeiten profitieren.
„Regierungen sehen sich aufgrund der Integration von KI in die Arbeitswelt mit einem grundlegenden Wandel der Beschäftigungsmuster und Qualifikationsanforderungen in allen Sektoren konfrontiert. Faire Chancen für alle sowie eine hohe Lebensqualität und Wohlbefinden zu gewährleisten, wird auch zukünftig eine große Herausforderung sein“, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der U7+ Allianz. „Universitäten leisten einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen digitalen Transformation aller Wirtschaftsbereiche und der Gesellschaft insgesamt. Sie sind die Hauptakteure bei der Ausbildung hochqualifizierter Arbeitskräfte und der Förderung innovativer, forschungsbasierter Lösungen. Angesichts des rasanten Fortschritts der KI-gestützten Technologien können Universitäten als unabhängige Akteure die Regierungen dabei unterstützen, diesen radikalen Wandel und den zunehmend unsicheren politischen Kontext zu bewältigen. Außerdem verfügen sie über umfangreiche, multidisziplinäre Netzwerke von Expert*innen, die politischen Entscheidungsträger*innen wertvolle Erkenntnisse zu allen Aspekten der KI liefern können: zur Technologie selbst, zu ihrer sozioökonomischen Verankerung und ihren Auswirkungen sowie zu ihrer Governance“, heißt es weiter.
In der Erklärung formulieren die U7+ Mitglieder drei Empfehlungen für die G7-Regierungen:
- Aufbau eines interdisziplinären Netzwerks von U7+ Wissenschaftler*innen und politischen Entscheidungsträger*innen: Dieses Beratungsgremium könnte das Wissen führender Universitäten aus aller Welt nutzen, um gemeinsam KI-Regularien zu erarbeiten und politische Entscheidungsträger*innen und Regierungsbehörden bei der Nutzung von KI zu unterstützen.
- Entwicklung eines Portals zum Austausch fundierter Quellen für KI-Forschung und ‑Governance: Dieses Portal wirkt der derzeitigen Fragmentierung von Initiativen entgegen, indem es eine zentrale Anlauf- und Verifizierungsstelle für Behörden bietet. Es soll sicherstellen, dass Entscheidungsträger*innen Zugang zu den neuesten Forschungsergebnissen über die ethischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen von KI haben.
- Unterstützung inklusiver Innovationen: Den Regierungen wird empfohlen, die Nord-Süd-Zusammenarbeit bei der KI-Ausbildung, den Wissenstransfer, gemeinsame Plattformen und die Entwicklung neuartiger Technologien zu stärken und zu finanzieren.
Gleichzeitig verpflichteten sich die Mitglieder der Allianz unter anderem dazu, allen Studierenden Zugang zu KI-Bildung zu ermöglichen und untereinander Best Practices auszutauschen sowie den Regierungen beratend zur Seite zu sehen, zum Beispiel in Hinblick auf die Entwicklung rechtlicher Rahmenbedingungen und die Schulung von Beamt*innen.
Die Präsident*innen von 40 U7+ Universitäten unterzeichneten die Erklärung, die am 22. April der kanadischen Regierung überreicht wurde, die in diesem Jahr Gastgeberin des G7-Gipfels ist.
Von der Universität Mannheim nahm Rektor Prof. Dr. Thomas Fetzer am Treffen in Kanada teil. „Künstliche Intelligenz bietet große Möglichkeiten, globale Herausforderungen in Bereichen wie Bildung, Energiewende, demokratischer Teilhabe und Zukunft der Arbeit schnell und effektiv anzugehen“, so Fetzer über die Erklärung, die er im Namen der Universität Mannheim unterzeichnete. „Allerdings zeigen sich auch schon die Gefahren, die die unregulierte Weiterentwicklung oder uninformierte Nutzung von Künstlicher Intelligenz birgt. Hier können Universitäten mit ihrer Expertise die Politik unterstützen und junge Menschen befähigen, diese neuen Werkzeuge sicher und verantwortungsvoll einzusetzen.“
Zur Erklärung der U7+ Universitäten
Die Mitglieder der Universitätsallianz nutzten das Treffen in Ottawa für einen umfassenden Austausch. Sie betonten abschließend die Bedeutung von Wissenschaftsfreiheit, internationalem Austausch und Multilateralismus. „In den aktuellen Zeiten sind diese Werte nicht selbstverständlich“, so Fetzer, „es ist eine wichtige Aufgabe der Universitäten für diese Werte einzustehen, sie vorzuleben und ihren Erhalt einzufordern. Zugleich haben wir auch eine gesellschaftliche Verantwortung, den Wert und die Rolle der Wissenschaft für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat stets aufs Neue unter Beweis zu stellen.
Über die U7+ Allianz
Die U7+ Allianz ist eine internationale Koalition von 54 Universitäten vorrangig aus den G7-Mitgliedstaaten, die das Ziel hat, einen wissenschaftlichen Beitrag zur Lösung der großen gesellschaftlichen und politischen Fragen unserer Zeit zu leisten. Die Mitglieder der Allianz treffen sich jährlich, um eine gemeinsame Agenda aufzustellen und Schlüsselbereiche für koordinierte Maßnahmen zu ermitteln. Gemeinsam verpflichten sich die Präsidenten der U7+ Universitäten im Namen ihrer Institutionen zu konkreten Maßnahmen, um die dringendsten Herausforderungen der Welt auf lokaler, regionaler und globaler Ebene anzugehen.
Allgemeine Informationen zur U7+ Allianz und zu den Erklärungen der letzten Jahre: https://www.uni-mannheim.de/universitaet/internationales/u7/