Selina Zajdler, Arbeitsgruppe Psychologische Methodenlehre und Diagnostik: Experimentelle Analyse individueller Unterschiede in allgegenwärtigen Beurteilungsverhalten (April 2025)

Was ist Ihr aktuelles Forschungsthema?
In meiner Forschung untersuche ich individuelle Unterschiede bei der Wahrheitsillusion, einer kognitiven Täuschung, bei der bereits bekannte Informationen als wahrer wahrgenommen werden als neue Informationen. Ich konzentriere mich auf die Frage, wie sich Personen in ihren Urteilen über wiederholte Informationen (im Gegensatz zu neuen Informationen) unterscheiden und ob bestimmte dispositionelle Faktoren mit diesen Unterschieden verbunden sind. Zurzeit untersuche ich, wie man Studien konzipiert, die individuelle Unterschiede im Wahrheitseffekt zuverlässig messen können.
Für alle, die noch nicht so tief in das Thema Data Science eingestiegen sind: Wie würden Sie einem Kind erklären, woran Sie arbeiten?
Ich untersuche, wie Menschen entscheiden, ob etwas wahr ist. Dabei schaue ich, wie das wiederholte Hören oder Lesen derselben Sache dazu führen kann, dass Menschen sie eher glauben. Manche Menschen glauben wiederholten Informationen leichter als andere, und ich versuche herauszufinden, warum.
Alle sprechen über Data Science – wie würden Sie die Bedeutung des Themas für sich selbst in drei Worten beschreiben?
Wissen, Einblick, Verantwortung
Welche Berührungspunkte mit Data Science hat Ihre Arbeit? Welche Methoden nutzen Sie bereits und welche wären zukünftig interessant für Sie?
Ich verwende hauptsächlich Bayes'sche hierarchische Modelle, um individuelle Unterschiede in kognitiven Effekten zu untersuchen. Zuvor habe ich mit amortisierter Bayes'scher Inferenz gearbeitet, bei der neuronale Netze zur Modellierung zeitabhängiger kognitiver Parameter genutzt werden. Die Datenanalyse ist ein wichtiger Aspekt meiner Arbeit, aber auch die Datenvisualisierung ist für die Interpretation und Kommunikation der Ergebnisse unerlässlich. Was die Zukunft angeht, so bin ich an allen Methoden interessiert, die mir helfen, meine inhaltlichen Forschungsfragen zu beantworten. Ich lerne generell gerne Neues und freue mich darauf, während meiner Promotion die Methoden zu lernen, die mir dann jeweils bei spezifischen Fragestellungen weiterhelfen.
Wie hoch ist der Wert von Data Science für Ihre Arbeit? Wäre Ihre Forschung ohne Data Science überhaupt möglich?
Bayessche hierarchische Modelle ermöglichen es mir, die Unsicherheit in den Daten zu quantifizieren und mit komplexeren kognitiven Modellen und Daten zu arbeiten. Meine Forschung wäre zwar auch ohne moderne Data-Science-Techniken möglich, aber sie wäre eine größere Herausforderung – und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie auf dieselbe Weise angehen würde.
Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie für das Thema Data Science in Bezug auf Ihr Fachgebiet?
Psychologische Forschung ist theoriegetrieben und unterscheidet sich daher von der klassischen Datenwissenschaft, die eher explorativ ist. Deshalb glaube ich, dass vor allem explorative Forschungsfragen von den Erkenntnissen der Data Science profitieren könnten. Eine weitere vielversprechende Richtung ist das informierte machine learning, bei dem theoretische Rahmenbedingungen statistische Modelle anleiten.