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Prof. Dr. parl. und Dr. noparl. – Vier Buchstaben mit großem Effekt. Falscher Professorentitel macht mit großer Wahrscheinlichkeit einen Unter­schied.

Thomas Gschwend, Marcel Neunhoeffer und Marie-Lou Sohnius

Vor zwei Wochen wurde bekannt¹, dass der AfD Europawahlkandidat Gunnar Beck (Listenplatz 10) mit einem Professorentitel auf dem Stimmzettel geführt wird, den er in Deutschland so gar nicht führen darf. Sein Unter­richt des Europarechts und der Rechts­theorie an der SOAS University of London sowie der damit einhergehende Titel des “Reader in Law” kann laut Aussagen des NRW-Wissenschafts­ministeriums nicht in einen deutschen Professorentitel umgewandelt werden².

Können akademische Titel auf dem Stimmzettel einen Unter­schied machen? Nach unseren Berechnungen, die zuerst in der Süddeutschen Zeitung berichtet wurden, ist die Antwort: ja. Im Durchschnitt kann der falsche Professorentitel einen Effekt von 0.91 Prozentpunkten haben und liegt im 5/6 Kredibilitätsintervall zwischen 0.096 und 1.68 Prozentpunkten. Das heißt, dass der Effekt außerhalb dieses Intervalls liegt ist genauso wahrscheinlich wie mit einem Würfel eine 6 zu würfeln – prinzipiell möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich. Bei der vergangenen Europawahl führte der Effekt eines falschen Professorentitels dazu, dass die AfD mit einer Wahrscheinlichkeit von 77% einen zusätzlichen Sitz gewonnen hat, den sie mit einem korrigierten Stimmzettel nicht gewonnen hätte. 

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