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Gute Laune macht egoistisch

- Jennifer Eck –

Unsere Stimmung beeinflusst, wie fair oder egoistisch wir uns verhalten.

Auch wenn wir es anders erwarten würden: gute Laune wirkt sich nicht unbedingt positiv auf zwischenmenschliche Beziehungen aus. Die Forscher Hui Bing Tan und Joseph Forgas fanden heraus, dass sich gut gelaunte Personen gegenüber anderen egoistischer verhalten als schlecht gelaunte Personen. Dafür versetzten die Forscher Studierende entweder in gute oder schlechte Stimmung. Danach bekamen die Teilnehmenden Fotos von vermeintlich anderen Studien­teilnehmerInnen gezeigt. Für jedes gezeigte Foto erhielten sie 10 Punkte, die sie zwischen sich und der gezeigten Person aufteilen mussten. Dabei erhöhte jeder Punkt, den sie für sich behielten, die Chance auf einen beliebten Filmausweis.

Es zeigte sich, dass die gut gelaunten Personen insgesamt weniger Punkte abgaben als die schlechter gelaunten. Eine mögliche Erklärung der Befunde besteht darin, dass Personen in guter Stimmung eher auf ihre eigenen Interessen achten und deshalb egoistischer handeln als Personen in schlechter Stimmung.

Wie sieht es allerdings aus, wenn wir daran erinnert werden, dass wir uns gegenüber unseren Mitmenschen fair verhalten sollten? Dieser Frage gingen die Forscher in einer weiteren Studie nach. Die Teilnehmenden erhielten nach der Stimmungs­induktion eine fiktive Information darüber, wie viele Punkte andere Studien­teilnehmerInnen in der Verteilungs­aufgabe abgegeben hatten. Wenn die Norm fairen Verhaltens betont werden sollte, hatten diese anderen Teilnehmenden angeblich von den 10 Punkten relativ viele (5 und 6) Punkte abgegeben; wenn dagegen die Norm fairen Verhaltens abgeschwächt werden sollte, hatten die anderen Teilnehmenden angeblich nur wenige (1 und 2) Punkte abgegeben.

Wenn sich die anderen Teilnehmenden scheinbar unfair verhalten hatten, dann führte positive Stimmung wieder zu einem egoistischeren Verhalten als negative Stimmung. Hatten sich die anderen Teilnehmenden jedoch vermeintlich fair verhalten, waren die gut gelaunten Personen genauso großzügig wie die schlechter gelaunten. Anscheinend führt egoistisches Verhalten anderer dazu, dass man auch selbst die allgemeine gesellschaft­liche Norm fairen Verhaltens über Bord wirft und sich von der eigenen Stimmung leiten lässt. Unser Verhalten wird also nur dann von unserer Stimmung beeinflusst, wenn wir die Norm fairen Verhaltens gerade nicht im Sinn haben.

Tan, H. B. & Forgas, J. P. (2010). When happiness makes us selfish, but sadness makes us fair: Affective influences on interpersonal strategies in the dictator game. Journal of Experimental Social Psychology, 46(3), 571–576.

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