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Olga Stavrova – Professur für Sozialpsychologie und Mikrosoziologie

Seit dem Wintersemester 2025 lehrt und forscht Olga Stavrova an der Fakultät für Sozial­wissenschaften. Im Gespräch berichtet sie über ihren Werdegang, ihre Forschung zu Wohlbefinden, sozialem Verhalten und Vertrauen und darüber, was sie an der Universität Mannheim besonders schätzt.

Interview mit Prof. Dr. Olga Stavrova, Lehr­stuhl für Sozialpsychologie und Mikrosoziologie

„Warum haben Sie sich für die Universität Mannheim entschieden?“

Mich hat vor allem der klare Fokus auf die Sozial­wissenschaften überzeugt. Es ist schön, an einer Universität zu arbeiten, an der Psychologie und Soziologie im Zentrum stehen und nicht nur ein kleiner Teil­bereich sind. Als ich mich auf das Berufungs­gespräch vorbereitet habe und mir die Forschungs­schwerpunkte angeschaut habe, hatte ich sofort das Gefühl, dass meine Arbeit hier sehr gut passt. Ich konnte mir viele mögliche Kooperationen vorstellen. Besonders gefällt mir auch, dass meine Professur sowohl an die Psychologie als auch an die Soziologie angebunden ist. Ich bin zwar Psychologin, aber viele meiner Interessen liegen an der Schnittstelle zur Soziologie. Diese doppelte Anbindung finde ich sehr bereichernd. 

„Was ist Ihr Forschungs­schwerpunkt?“

Mich interessiert, wie soziale Kontexte das Denken, Fühlen und Verhalten von Menschen beeinflussen. Ganz allgemein geht es in meiner Forschung um die Frage, wie das soziale Umfeld dazu beiträgt, dass Menschen sich wohlfühlen, wie sie Entscheidungen treffen und miteinander umgehen. Ich unter­suche zum Beispiel, wie häufig soziale Kontakte stattfinden sollten, damit sie unser Wohlbefinden fördern, oder wie sich digitale Interaktionen auf unser Erleben auswirken. Außerdem beschäftige ich mich mit verschiedenen Aspekten von Wohlbefinden wie etwa Lebens­zufriedenheit, Sinn im Leben oder Zufriedenheit in Beziehungen sowie mit deren Folgen für Arbeit oder Gesundheit haben. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Unter­suchung von Einstellungen und Weltanschauungen wie politische Präferenzen, Religion, Vertrauen oder Zynismus – Weltanschauungen nach dem menschlichen Verhalten vom Eigeninteresse geleitet wird. Unsere Studien zeigen, dass eine zynische Haltung langfristig negative Konsequenzen nicht nur für Beziehungen, sondern auch für Karriereerfolg und körperliche Gesundheit hat. 

„Gibt es ein Thema, das Sie momentan besonders beschäftigt?“

Ich würde nicht sagen, dass es mich besonders beschäftigt – aber da ich heute an diesem Projekt gearbeitet habe, ist es mir gerade in den Sinn gekommen. Wir wollten wissen, ob Menschen überhaupt weniger zynisch werden möchten und, falls ja, ob ihnen das gelingt. Interessanterweise wünschen sich vor allem diejenigen, die ohnehin schon wenig zynisch sind, noch weniger zynisch zu sein. Eigentlich wäre es wünschenswert, wenn gerade die sehr zynischen Menschen diesen Wunsch hätten. 

„Was haben Sie studiert?“

Ich habe an der LMU in München Psychologie studiert, in Köln promoviert und war dort anschließend vier Jahre als Post-Doc in der Sozialpsychologie tätig. Danach bin ich an die Universität Tilburg in den Niederlanden gewechselt, wo ich insgesamt sieben Jahre war, zunächst als Assistant, später als Associate Professor. Anschließend folgte ich einem Ruf an die Universität zu Lübeck, an der ich zwei Jahre tätig war, bevor ich nach Mannheim wechselte.

„Was ist bisher der größte Unter­schied zwischen der Universität Mannheim und Ihrer bisherigen Arbeits­stelle?“

Der größte Unter­schied zu meiner Zeit in den Niederlanden ist sicher die Freiheit, die ich hier in der Lehre habe. In Mannheim kann ich meine Veranstaltungen sehr eigenständig gestalten, sowohl inhaltlich als auch didaktisch. Auch das deutsche Lehr­stuhl­prinzip gefällt mir: Man hat eine eigene Forschungs­gruppe, mit der man Ideen entwickeln und an Projekten gemeinsam arbeiten kann. Im Vergleich zu Lübeck ist Mannheim größer und sozial­wissenschaft­lich ausgerichtet. Diese Atmosphäre empfinde ich als sehr inspirierend.

„Wer ist Ihr Lieblingssänger, Lieblingsband oder Lieblingspodcast?“

Ich höre ehrlich gesagt nicht so oft Musik, weil sie mich beim Arbeiten ablenkt. Früher mochte ich die Red Hot Chili Peppers und Linkin Park, das höre ich ab und zu immer noch gerne. Inzwischen höre ich häufiger Podcasts, zum Beispiel Quarks Daily, Two Psychologists Four Beers, Nobel Blood, oder Darwin Gefällt Das.

„Mit welcher berühmten Person würden Sie in die Mensa essen gehen und warum?“

Am liebsten gehe ich natürlich mit Freundinnen, Freunden oder Kolleginnen und Kollegen essen. Wenn ich mich aber für eine bekannte Persönlichkeit entscheiden müsste, würde ich wahrscheinlich Marie Curie wählen. Ich fände es unglaublich spannend, zu hören, was sie über die moderne Wissenschaft und die heutige Universität denken würde.

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