DE / EN

Wo befindet sich meine Partei?

Determinanten der ideologischen Verortung politischer Parteien durch die Wählerschaft

Das Projekt geht der Frage nach, warum Wähler eine unterschiedliche Einschätzung der programmatischen Positionen politischer Parteien haben. Im Hinblick darauf, dass Parteien zentrale Akteure im politischen Prozess moderner Demokratien sind und als Vermittler zwischen den Präferenzen der Bürger auf der einen und den die Politikergebnisse maßgeblich beeinflussenden parteipolitischen Akteuren auf institutioneller Ebene auf der anderen Seite sind, wird ein zentraler Aspekt in der Analyse repräsentativer Demokratien beleuchtet. Wenn eine Diskrepanz zwischen den von den Parteien in ihren programmatischen Dokumenten eingenommenen Positionen und den von den Wählern wahrgenommenen ideologischen Standpunkten parteipolitischer Akteure gibt, dann hat dies massive Implikationen für die Qualität der Repräsentation in modernen Demokratien. Das Projektvorhaben möchte der Frage nachgehen, inwiefern das informationelle Umfeld, in dem sich das Elektorat befindet und das zudem von den Handlungen der Parteien laufend beeinflusst wird, die seitens der Wähler bestehende Wahrnehmung der ideologisch-programmatischen Ausrichtung von Parteien beeinflusst. Wir argumentieren, dass die Varianz der subjektiv wahrgenommenen ideologischen Ausrichtung von Parteien von der seitens der Parteien in der Vermittlung ihrer Politikpositionen gewählten Klarheit, Konsistenz und Zugänglichkeit abhängt. Die Hauptquellen für unsere Analyse sind, neben den Wahl­programmen von Parteien, die Ergebnisse von Expertenbefragungen hinsichtlich der Varianz der programmatischen Positionierung von Parteien, Informationen zu den von den Parteien angewandten Wahlkampf­strategien sowie Daten zu den Ausprägungen zur Organisations­struktur von Parteien in Wahlkämpfen. Die Projektarbeit führt daher nicht nur zur Erstellung eines bislang noch nicht vorliegenden, 12 europäische Demokratien vergleichenden Datensatzes, sondern ermöglicht auch die Beantwortung der Frage, wie groß in repräsentativ organisierten Demokratien der Gegensatz zwischen wahrgenommenen und tatsächlichen Positionen parteipolitischer Akteure ist und durch welche Faktoren der Grad der Kongruenz positiv wie negativ beeinflusst wird. Das Projektvorhaben liefert damit wertvolle Er­kenntnisse für die Erklärung der Funktions­weisen repräsentativer Demokratien und erlaubt zudem das Aufzeigen ihrer Schwachstellen. So können die Fragen beantwortet werden, (1) warum es mit­unter Diskrepanzen zwischen den von Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommenen und den tatsächlichen Parteipositionen gibt, (2) wie diese unterschiedlichen Wahrnehmungen von den Strategien der Parteien beeinflusst und möglicherweise verstärkt werden sowie (3) ob und unter welchen Umständen die Wähler in der Lage sind, auf der Grundlage ihrer Wahrnehmung der programmatischen Ausrichtungen von Parteien begründete Wahlentscheidungen zu treffen. MZES-Projektseite