Auf dieser Seite können Sie sich über unsere aktuellen, sowie vergangenen Forschungsprojekte informieren.
PIONEERED untersucht Bildungsungleichheit und Wege zu ihrem Abbau. Das Projekt hat zum Ziel, forschungsbasierte politische Maßnahmen festzulegen und wegweisende Strategien und Praktiken zu ermitteln, um den Zugang zu Bildung sowie die Aufnahme und den Abschluss von Bildungsmaßnahmen zu verbessern. PIONEERED stützt sich auf ein mehrstufiges Modell, das Mechanismen und Innovationen in Bezug auf die Makroebene (z. B. Bildungs- und Sozialpolitik auf Länder- oder Unterebene), die Mesoebene (z. B. schulische Einrichtungen, Übergangsverfahren) und die Mikroebene (z.B. Lehrer, Schüler, Eltern) berücksichtigt. Dies beinhaltet einen besonderen Fokus darauf, wie politische Maßnahmen und Rahmenbedingungen das Bildungsumfeld absichtlich oder unbeabsichtigt gestalten – einschließlich formeller (z. B. Schulen) und informeller (z. B. Familien und Peer-Groups) Umgebungen. Das Projekt nimmt dabei auch in den Blick, wie das Zusammenspiel zwischen institutionellen Bedingungen und individuellen Merkmalen und Handlungen von Kindern und jungen Erwachsenen zu einer Quelle von Vor- und Nachteilen an den Bildungsübergängen und in Bildungsverläufen wird. Das MZES trägt im Rahmen von PIONEERED bei zu einer länderübergreifenden vergleichenden Studie. Diese untersucht die Entstehung und Reproduktion von intersektionellen Nachteilen und Vorteilen in Bildungswegen und -übergängen über alle Phasen hinweg in formellen und informellen Bildungsumgebungen. Wir konzentrieren uns dabei auf die Intersektionalität von Geschlecht und Migration.
STEMobile möchte eine Forschungslücke schließen, indem zunächst Muster der Repräsentation in der Fächergruppe Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) in Deutschland (wer studiert diese Fächer) beschrieben werden. Darüber hinaus werden Schlüsselfaktoren identifiziert, die zum Erfolg von Männern und Frauen, sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund, in MINT‐Fächern beitragen. Unsere dritte Leitfrage ist, ob MINT‐Qualifikationen bei ethnischen Minderheiten und bei beiden Geschlechtern in Deutschland in Bezug auf Arbeitsmarktergebnisse dazu beitragen können, die Kluft zur im Inland geborenen Mehrheit zu verringern oder sogar zu schließen. Schließlich versucht STEMobile Muster des Zusammenwirkens von Geschlecht und Herkunft zu identifizieren und erklären. Dieses Vorgehen ermöglicht eine differenzierte Herangehensweise an MINT‐bezogene Ungleichheiten. Dadurch lässt sich untersuchen, wie Muster der MINT‐Beteiligung und ‐Erträge von Minderheiten sowie die Intersektionalität zwischen Geschlecht und Migrationshintergrund mit theoretisch relevanten Aspekten der Herkunft von Einwanderern erklärt werden können.
Das Projekt untersucht den Prozess der Partnerschaftsbildung von neu angekommenen (männlichen) Einwanderern im Kontext ungleicher Geschlechterverteilung und ausgeprägter kultureller und sozialer Distanz der Neuankömmlinge zur autochthonen Mehrheitsbevölkerung der Gastländer. Dabei bezieht es beide Perspektiven ein, d. h. es wird das Zusammenspiel zwischen (subjektiven) Einstellungen in der Mehrheitsbevölkerung der Aufnahmegesellschaft und den individuellen Präferenzen und Einschränkungen der Einwanderer untersucht. Da transnationale Ehen bei Zuwanderern, insbesondere Muslimen, häufig vorkommen, ist diese Art der Partnerwahl für das Projekt von besonderem Interesse.
Das Projekt untersucht die Integration von Migranten der zweiten Generation in vier ausgewählten europäischen Ländern: in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und England. Es ist die erste umfassende, vollstandardisierte Längsschnittstudie zu diesem Thema in Europa und wird im Rahmen des NORFACE-Programms gefördert. Im Jahr 2010 wurden Kinder von Migranten im Alter von 14 Jahren, ihre einheimischen Mitschüler sowie ihre Eltern befragt. In den beiden folgenden Jahren sind zwei weitere Erhebungswellen geplant, so dass eine zentrale, weichenstellende Lebensperiode der Jugendlichen abgedeckt werden kann. Die Datenbasis ermöglicht es, das komplexe kausale Zusammenspiel von Prozessen der strukturellen, sozialen und kulturellen Integration zu untersuchen. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich nur dadurch die Unterschiede zwischen Ländern, ethnischen Gruppen und Lebensbereichen erklären lassen, die sich in der bisherigen Forschung zur Integration der zweiten Generation in Europa zeigen. Das Projekt erhebt erstmalig die notwendigen Daten, um die Mechanismen hinter diesen verschiedenen und komplexen Mustern aufzudecken: strikt vergleichbare, theoriegeleitete, Mehr-Ebenen- und Längsschnittdaten mit ausreichender Fallzahl. Die Daten werden der internationalen Forschergemeinde zur Verfügung gestellt. Zusätzlich zu unseren eigenen substantiellen Forschungsbeiträgen soll auf diese Weise eine dauerhafte Dateninfrastruktur geschaffen werden, mit der sich die Integration von Migranten der zweiten Generation in Europa angemessen untersuchen lässt.
Die groß angelegte russische Invasion in der Ukraine hat humanitäre Migrationsbewegungen in einem Ausmaß ausgelöst, wie sie Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen hat. Seit Beginn des Krieges und bis Januar 2023 sind fast 6 Millionen Ukrainer*innen innerhalb der Ukraine umgesiedelt und fast 8 Millionen haben in benachbarten oder weiter entfernten Ländern Schutz gesucht. Unterscheiden sich die Ukrainer*innen, die in der Ukraine geblieben sind, von denen, die ins Ausland gegangen sind, in Bezug auf demografische und sozioökonomische Merkmale, Zukunftsvisionen, Einstellungen und Erfahrungen bei der Bewältigung der Kriegssituation? Wovon lassen sie sich bei der Entscheidung leiten, ob sie in ihrer Heimat bleiben oder sie verlassen sollen? Wie passen sich ukrainische Binnenvertriebene und Flüchtlinge an die neue Umgebung an und planen sie eine Rückkehr in ihre Heimat? Sind die ersten Schritte der Flüchtlinge in den Aufnahmeländern erfolgreich und wie unterscheidet sich ihre Integration in den Arbeitsmarkt, das Bildungs- und Ausbildungssystem und das soziale Leben in den einzelnen Ländern? Um diese und ähnliche Fragen zu beantworten, wendet sich die Online-Umfrage OneUA an drei Gruppen von Ukrainer*innen: (1) diejenigen, die in ihren Heimatorten innerhalb der Ukraine geblieben sind, (2) diejenigen, die andernorts innerhalb der Ukraine Schutz gesucht haben (d.h. Binnenvertriebene) und (3) diejenigen, die die Ukraine als Flüchtlinge in die folgenden Länder verlassen haben: Polen, Deutschland, die Tschechische Republik, Ungarn, Italien, Moldawien, die Niederlande und Rumänien. Für die Online Survey of Ukrainians (OneUA) rekrutieren wir Nutzer*innen von Facebook, Instagram und Facebook Messenger, die mindestens 18 Jahre alt sind, sich als Ukrainer*innen identifizieren und am 23. Februar 2022 in der Ukraine wohnhaft waren. Der Fragebogen deckt die folgenden Themenbereiche ab: (a) Migrationsentscheidungen und Siedlungsmuster, (b) Arbeitsmarkt und wirtschaftliche Situation, (c) soziale und kulturelle Anpassung. Es sind drei Erhebungswellen geplant, in denen dieselben Befragten über Zeit und Zielorte hinweg verfolgt werden.
Es soll analysiert werden, was die subjektive Lebensqualität – definiert als Lebenszufriedenheit – von Migranten in Europa bedingt und inwieweit bestimmte Länder für bestimmte Zuwanderergruppen in dieser Hinsicht besonders günstige, für andere demgegenüber eher ungünstige Bedingungen bieten. Die Lebenszufriedenheit wird als das Ergebnis der Evaluation der konkreten objektiven Lebensbedingungen durch die Akteure modelliert, bei welcher sie einen individuellen Bewertungsmaßstab heranziehen. Dieser Bewertungsmaßstab hängt u.a. von der kulturellen Prägung, dem Vergleich mit signifikant anderen und den individuellen Präferenzen ab. Somit kann die Lebenszufriedenheit zwischen Bevölkerungsgruppen auch bei vergleichbaren objektiven Lebensbedingungen variieren, wenn der Bewertungsmaßstab gruppenspezifisch variiert. Die direkten Lebensbedingungen der Migranten werden wiederum durch die strukturelle und kulturelle Ordnung der jeweiligen Gesellschaft beeinflusst: z.B. durch die Ausgestaltung wohlfahrtstaatlicher Leistungen oder die allgemeinen Einstellungen gegenüber Einwanderern. Vor dem Hintergrund zunehmender internationaler Konkurrenz um Fachkräfte kann das geplante Projekt dabei helfen, die Attraktivität von Standorten differenzierter zu bewerten. Für die Analysen soll zunächst auf international vergleichende Datensätze und für differenziertere Auswertungen anschließend auf geeignete nationale Daten zurückgegriffen werden.
Dieses Forschungsprojekt ist eine umfassende, multidimensionale und Multi-Methoden Studie. Sie zielt auf die Abschätzung der Effektivität von Maßnahmen der Einwanderungs- und Integrationspolitik bzgl. der Integration von Migranten in die Länder Europas bzw. in andere große Einwanderungsgesellschaften ab. Durch ein vergleichendes Forschungsdesign und verschiedene zusätzliche Datenquellen bewertet das Projekt zunächst, in wieweit die Integrationspolitik von Aufnahmeländern in tatsächliche Teilnahme von Migranten an Integrationsprogrammen umgesetzt wird. Im Anschluss führen wir eine umfassende Bewertung, sowohl aus objektiver als auch aus subjektiver Sicht, des Einflusses solcher politischer Maßnahmen auf die Eingliederung von Migranten in den Arbeitsmarkt durch. Schließlich untersuchen wir die Rolle der institutionellen Gegebenheiten im Aufnahmeland hinsichtlich mediierender Effekte der Politik auf individueller Ebene. Dabei wenden wir sowohl groß angelegte und tiefergehende quantitative Bewertungen unter Einbindung der Methoden der Querschnitt- und Paneldaten an, um zu einem umfassenderen Verständnis des untersuchten Phänomens zu gelangen.
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Schulleistungen und -abschlüssen sowie Übergängen in die berufliche Bildung zeigen bei Einheimischen und Migranten zumeist in dieselbe Richtung. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass sich das Ausmaß der Unterschiede zwischen ethnischen Gruppen teilweise unterscheidet. Über die den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zugrundeliegenden Mechanismen ist bisher jedoch nahezu nichts bekannt. Im geplanten Projekt sollen daher zunächst anhand der Daten der ersten drei Wellen des NEPS ethnische und geschlechtsspezifische Bildungslaufbahnen nachgezeichnet werden. So lässt sich zeigen, zu welchen Zeitpunkten, in welchen Bildungsbereichen und in welchem Ausmaß Unterschiede entlang der Bildungskarrieren existieren und wie sich diese entwickeln. Daran anschließend wird ein theoretisches Modell zu Erklärung der dem Bildungserfolg zugrunde liegenden schulischen Kompetenzen, Bildungs- und Berufswünsche sowie den daraus resultierenden Bildungsentscheidungen entwickelt und getestet. Neben der Rolle institutioneller und struktureller Rahmenbedingungen, werden wir dabei insbesondere die Bedeutung geschlechtsspezifischer Sozialisationspraktiken berücksichtigen. Denn geschlechtsspezifische Rollenvorstellungen sollten sich über primäre und sekundäre Effekte in den unterschiedlichen Stadien der Bildungslaufbahn bemerkbar machen und so geschlechtsspezifische Muster der Bildungsungleichheit hervorrufen.
Das Projekt „Kompetenzerwerb und Lernvoraussetzungen“ (KuL), das sich mit dem Unterrichtsgeschehen in Grundschulen auseinandersetzt, ist im Mai 2012 gestartet. Untersucht werden dabei folgende Fragestellungen: Welche Lernvoraussetzungen bringen Kinder in die Grundschule mit? Wie gestalten Lehrerinnen und Lehrer Lernumgebungen angesichts einer heterogen zusammengesetzten Schülerschaft? Welche Bedingungen sind bedeutsam für einen förderlichen Umgang zwischen Lehrkräften und Kindern? Welche Arten der Interaktion zwischen Kindern und Lehrkräften begünstigen Lernprozesse und damit den Kompetenzerwerb?
In dem Projekt wurde der Frage nachgegangen, inwiefern soziale Kontakte den Bildungserfolg und die Lehrstellensuche von Schülern mit und ohne Migrationshintergrund beeinflussen. Es wurde sowohl die soziale als auch die ethnische Zusammensetzung der Netzwerke von Schülern und von ihren Müttern berücksichtigt. Um sich der Frage theoretisch anzunähern, welche Effekte soziale Netzwerke auf den strukturellen Erfolg von Akteuren haben sollten, wurde auf das Konzept des Sozialkapitals zurückgegriffen. Hinsichtlich möglicher Auswirkungen der ethnischen Zusammensetzung von Migrantennetzwerken wurde zudem auf gängige Assimilationstheorien eingegangen und es wurde eine Verbindung zwischen ihnen und dem Sozialkapitalkonzept hergestellt. Für die empirischen Analysen wurden Daten aus dem Projekt „Kinder und Jugendliche aus Zuwandererfamilien im deutschen und israelischen Bildungssystem“ verwendet. Es zeigt sich, dass sowohl die soziale als auch die migrantenspezifische Netzwerkzusammensetzung Auswirkungen auf den Bildungserfolg haben, wobei sich der Einfluss allerdings durch unterschiedliche Mechanismen ergibt. Hinsichtlich der sozialen Netzwerkzusammensetzung sprechen die Ergebnisse dafür, dass sich diese weniger auf die Leistungen der Schüler, als vielmehr auf ihre Leistungsbereitschaft sowie die Bildungswünsche, Bildungserwartungen und Bildungsentscheidungen auswirkt. Netzwerke von Migranten, in denen sich überwiegend Personen der eigenen Ethnie befinden bzw. in denen vorwiegend die Herkunftssprache gesprochen wird, haben hingegen negative Auswirkungen auf die schulischen Leistungen der Schüler während die Aspirationen und Bildungsentscheidungen nicht substanziell beeinflusst werden. Die Analysen weisen darauf hin, dass Bildungsungleichheiten unter anderem auf eine unterschiedliche Sozialkapitalausstattung der Akteure zurückzuführen sind. Die grundlegenden Zusammenhänge gelten sowohl für die Netzwerke der Schüler als auch für die Netzwerke ihrer Mütter. Im Gegensatz hierzu haben lediglich die Netzwerke der Mütter Auswirkungen auf den Erfolg der Lehrstellensuche, wobei der Umfang und die soziale Zusammensetzung der Netzwerke von zentraler Bedeutung sind. Die Jugendlichen selbst scheinen noch nicht über substanziell hilfreiche soziale Kontakte für die Lehrstellensuche zu verfügen. Insgesamt konnte in dem Projekt ein umfassender Überblick darüber erlangt werden, welche Auswirkungen verschiedene Eigenschaften von Schüler- und von Mütternetzwerken auf unterschiedliche Determinanten des Bildungserfolgs und beim Übergang in das Berufsausbildungssystem haben.
Im Rahmen dieses über fünf Jahre von der Europäischen Kommission finanzierten Exzellenznetzes kooperierte das MZES mit 13 führenden sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituten in Europa mit dem Ziel, in interdisziplinärer Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus der Ökonomie, Sozialpolitik, Soziologie und Politikwissenschaft herausragende europäische Forschungskompetenz für die Untersuchung der Folgen von wirtschaftlichem Wandel für die Lebensqualität und den sozialen Zusammenhalt in den Gesellschaften Europas aufzubauen. Auf der Grundlage vielfältiger internationaler Datenbasen wurde – in der Regel Länder vergleichend – untersucht, wie Lebensqualität und sozialer Zusammenhalt beeinflusst werden durch Bildung und soziale Mobilität, Entwicklungen im Arbeitsmarkt, bei der Einkommensverteilung und -mobilität, in Familien und sozialen Netzwerken, bei der kulturellen und sozialen Differenzierung, sowie im sozialen Vertrauen und der sozialen und politischen Legitimität. Dem Charakter des Netzwerkes entsprechend vollzog sich die Arbeit in zahlreichen international zusammengesetzten Forschergruppen und Forscherteams, bei deren Initiierung und Leitung Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des MZES eine sehr aktive Rolle spielten.
Zentraler Gegenstand des Projekts war die Analyse des Übergangs junger Menschen in den Arbeitsmarkt in zentral- und osteuropäischen (ZOE) Ländern, insbesondere vor dem Hintergrund des Systemwandels von Sozialismus zu Kapitalismus. In der Anfangsphase fokussierte die Projektarbeit auf deskriptive Analysen von Bildungssystemen, Arbeitsmarkt- und Wohlfahrtsregimen in den zehn ZOE EU-Beitrittsländern. Die Resultate wurden als Handbuch mit dem Titel „Europe Enlarge“ bei Policy Press veröffentlicht. Die Hauptphase des Projektes befasste sich mit einer vertiefenden Analyse des Arbeitsmarkteintritts in zehn ZOE Ländern auf Basis von individuellen Längsschnittdaten. Insbesondere wurde analysiert, welche Rolle das Billdungssystem für den Arbeitsmarkteintritt junger Menschen in ZOE Ländern spielt, und inwiefern die hier zugrundeliegenden Mechanismen durch den Systemwandel verändert wurden. Trotz eines raschen Strukturwandels und einer starken Abnahme der Arbeitgeberpartizipation, erlauben berufliche Abschlüsse im Sekundarbereich immer noch einen raschen Eintritt in den ersten Job. Junge Menschen, die keinen höheren Sekundarabschluss erwerben, zählen zu den Verlierern des Transformationsprozesses. Dem entgegen sind Tertiärabsolventen, trotz der rasch voranschreitenden Tertiärexpansion in einigen Ländern, die Gewinner der Transformation. Allerdings weisen unsere Analysen auf ausgeprägte soziale Ungleichheiten beim Erwerb unterschiedlicher Tertiärqualifikationen hin. Darüber hinaus unterscheiden sich die Erträge einzelner Bildungsgänge deutlich. Hauptresultat dieser Projektphase ist ein Sammelband mit dem Titel „Making the Transition“, der in Reihe „Social Inequality“ bei Stanford University Press erschienen ist. Über das formale Ende des Projektes hinaus, hat sich die Arbeit an diesen Themen im Rahmen zahlreicher kollaborativer Publikationsprojekte fortgesetzt.
In dieser Studie wurde der Erfolg von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den Bildungssystemen von Deutschland und Israel untersucht. Die Verfestigung ethnischer Ungleichheitsstrukturen hängt dabei in beiden Ländern eng mit dem nachteiligen schulischen Abschneiden von Zuwanderern und deren Nachkommen zusammen. Auf Basis eines allgemeinen theoretischen Ansatzes wurde vermutet, dass sich die ethnischen Ungleichheiten vor allem an zentralen Verzweigungspunkten in den Bildungssystemen reproduzieren. Vor diesem Hintergrund wurden Schüler und deren Mütter, die aus der ehemaligen Sowjetunion (in Deutschland auch aus der Türkei) stammen und Einheimische, jeweils vor und nach wichtigen Verzweigungspunkten in ihrer schulischen Laufbahn interviewt (Panel mit zwei beziehungsweise drei Erhebungswellen). In der ersten Welle wurden in Deutschland 2289 und in Israel 1868 vollständige Interviews realisiert. Unsere Ergebnisse bestätigen, dass sowohl in Israel als auch in Deutschland Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund bei Leistungstests und Schulnoten deutlich schlechter abschneiden als Einheimische. Diese Unterschiede sind speziell bei den Sprachfertigkeiten und den Deutsch- bzw. Hebräischnoten ausgeprägt. In Deutschland trifft dies am deutlichsten für türkische Schüler zu. Vergleicht man jedoch Einheimische und Migranten mit gleicher Ressourcenausstattung verschwinden diese Differenzen weitgehend. Schlechtere schulische Leistungen von Migranten im Vergleich zu Einheimischen lassen sich also vorrangig auf sozialstrukturelle Unterschiede zurückführen. Ähnliches gilt für die zentralen Übergänge im Bildungssystem. Nach Kontrolle der schulischen Leistungen und der sozialen Herkunft sind keine Unterschiede im Übergangsverhalten von Einheimischen und Migranten mehr vorhanden. Als zentraler Befund kann also festgehalten werden, dass die Differenzen im Bildungserfolg zwischen Migranten und Einheimischen in erster Linie durch eine unterschiedliche Ausstattung der Familien mit bildungsrelevanten Ressourcen, die sich auf die schulische Leistung der Kinder auswirken, bedingt sind. Hinweise auf eine darüber hinausgehende Benachteiligung von Schülern mit Migrationshintergrund bei der Notenvergabe oder den Übergängen im Bildungssystem lassen sich nicht erkennen.
Das Hauptziel des Projekts besteht darin, die wirtschaftliche Integration von hoch gebildeten Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion in vier Zielländern zu vergleichen: USA, Kanada, Deutschland und Israel. Diese vier Länder stellten die hauptsächlichen Zielländer der Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion seit ihrem Niedergang 1989 dar. Jedes Aufnahmeland repräsentiert ein unterschiedliches Immigrationsregime, das sich sowohl in der Auswahl der Zuwanderer ins Einreiseland, als auch in der Bereitstellung der Art und Höhe der Hilfe und Unterstützung der Immigranten unterscheidet. Der Fokus der Integration der Immigranten aus einem Herkunftsland in verschiedenen Zielländern bietet uns die einmalige Gelegenheit, die Auswirkungen der Immigrationspolitik und den Aufnahmekontext auf die ökonomische Integration der hoch gebildeten Immigranten zu untersuchen. Die Untersuchung erforscht: a) wie und warum hoch gebildete Immigranten ihr Zielland auswählen; b) die Konsequenzen der Selbstauswahl der Immigranten für ihren Erfolg auf dem Arbeitsmarkt und c) die Rolle des Aufnahmekontextes jedes Landes (Sozialpolitik und Arbeitsmarkteigenschaften) in Bezug auf die ökonomische Assimilation von hoch gebildeten Immigranten.
Das Projekt zielt darauf ab, Hypothesen zu zentralen Einflussfaktoren der Arbeitsmarktintegration, wie die Selektivität von Zuwanderern und die institutionellen Gegebenheiten der aufnehmenden Gesellschaft, durch einen strategischen Vergleich von Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion in Israel und Deutschland strenger zu testen. Dazu wurden sowohl Sekundärdaten analysiert, wie auch Primärdaten erhoben und ausgewertet. Ergebnisse: Die institutionellen Besonderheiten beider Aufnahmeländer führen entgegen der theoretischen Erwartung nicht zu einem selektiven Zuzug. Jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion weisen in beiden Ländern das gleiche Qualifikationsniveau auf. Jedoch lassen sich über den gut ausgebauten Sozialstaat in Deutschland die abweichenden Befunde zur Arbeitsmarktintegration von jüdischen Zuwanderern in beiden Ländern erklären. Die zeitlich unbeschränkte materielle Unterstützung von Arbeitslosen in Deutschland ermöglicht erst die Suche nach einer geeigneten Stelle, was sowohl zu einer hohen Arbeitslosenrate wie auch zu einer häufigeren Besetzung von qualifizierten Stellen führt. Auf nationaler Ebene hat sich bisher folgendes herausgestellt: Für die Erklärung der Nachteile beider Zuwanderergruppen gegenüber den Deutschen hinsichtlich des Arbeitslosigkeitsrisikos wie auch der beruflichen Positionierung spielt vor allem die Ausstattung mit aufnahmelandspezifischen Ressourcen (Weiterbildung vor Ort, Sprachfertigkeiten und Netzwerkzusammensetzung) eine Rolle. Den Unterschieden beider Zuwanderergruppen im Vergleich kommt man insbesondere durch die Längsschnittbetrachtung auf die Spur. Jüdische Kontingentflüchtlinge brauchen gegenüber Aussiedlern fast doppelt solange für das Erlangen der ersten Arbeitsstelle nach der Zuwanderung in Deutschland, sie erreichen jedoch dabei schon viel häufiger eine gute Position. Jüdische Kontingentflüchtlinge nutzen die seitens der Grundsicherung gegebene Chance zur Akkumulation von aufnahmelandspezifischen Ressourcen stärker aus als Aussiedler. Sie nehmen länger an Weiterbildungsmaßnahmen teil und schließen dabei auch höherwertige Abschlüsse ab, sie investieren mehr Zeit in das Erlernen der deutschen Sprache und überholen sogar das Sprachniveau der Aussiedler. Dieses Vorgehen verzögert natürlich den beruflichen Einstieg, ermöglicht aber gleichzeitig erst das Erlangen von hochqualifizierten Stellen. Die Ausgangsunterschiede zwischen beiden Zuwanderergruppen prägen den weiteren beruflichen Werdegang, da nur wenig Mobilität zwischen den Arbeitsmarktsegmenten besteht.
Die Verfügbarkeit und Validität von länderübergreifend vergleichbaren Maßen für Bildungs-Konzepte, vor allem Bildungsabschlüsse, sind wichtige Bedingungen von internationalen statistischen Berichten zu Bildung und länderübergreifender sozialwissenschaftlicher Forschung.
Die „International Standard Classification of Education“ (ISCED-97) ist eine länderübergreifende Klassifikations-Skala um Bildungsprogramme sowie Bildungsqualifikationen zu vereinheitlichen. Die erste Version dieser Klassifikation wurde in den 1970er Jahren von der UNESCO entwickelt. ISCED-97 wird extensiv für internationale statistische Berichte verwendet, unter anderem von der OECD, und zunehmend auch für die länderübergreifende Messung von Bildungsabschlüssen z.B. im „European Union Labour Force Survey“ (EU-LFS), im „Programme for International Student Assessment“ (PISA) und im „European Social Survey“ (ESS).
Nichtsdestotrotz wurde ISCED-97 bis heute nicht sorgfältig beurteilt und bewertet. In diesem Projekt (Buch) werden Experten aus verschiedenen europäischen Staaten die Anwendung der ISCED-97-Skala auf nationale Bildungsqualifikationen in 15 europäischen Staaten beurteilen: Niederlande, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Slowenien, Bulgarien, Ungarn, Tschechien, Polen, Estland, Finnland, Schweden, Großbritannien und Irland. Ein einleitendes Kapitel führt die ISCED-97-Skala detailliert ein und synthetisiert die Ergebnisse der einzelnen staatenspezifischen Kapitel.
Jedes Staaten-Kapitel beginnt mit einer Beschreibung des jeweiligen Bildungs-Systems und der wichtigsten vergangen Bildungsreformen. Anschließend wird die Zuschreibung der Bildungsabschlüsse zu den Ausprägungen der ISCED-97-Skala von OECD und Eurostat beschrieben und bewertet. Die Autoren validieren schließlich die Verteilung des Bildungsniveaus, gemessen an der ISCED-97-Skala im EU-LFS, mit Verteilungen, die sie individuell aus nationalen Bildungsvariablen in nationalen (meist Arbeitskräfte-)Umfragen ableiten.
Hinsichtlich der Reproduzierbarkeit der im EU-LFS gefundenen ISCED-Verteilungen durch Umkodierung der ursprünglichen Bildungsvariablen in nationalen Datensätzen, sind die Ergebnisse insgesamt positiv, jedoch mit einigen Ausnahmen.
Die Hauptprobleme der Anwendung von ISCED-97 liegen demnach anderswo. Sie können in drei Bereiche aufgeteilt werden:
Das letzte Kapitel stellt Möglichkeiten vor, wie die Messung von Bildungsabschlüssen in länderübergreifender Forschung weiterentwickelt werden kann. Die Vorschläge beinhalten
Das Buch präsentiert die Ergebnisse von mehr als zweijähriger internationaler Kollaboration im EDUC Forschungsteam „Evaluation von ISCED-97 für vergleichende Forschung“ des EQUALSOC Netzwerks.
Dieses Projekt bildet den deutschen und österreichischen Teil einer internationalen Initiative, bei der es darum geht, die Benachteilung ethnischer Minderheiten auf dem Arbeitsmarkt und die dahinter stehenden Ursachen vergleichend zu untersuchen. Bisher beteiligen sich mehr als 10 Länder an diesem Unternehmen. Es wird angestrebt, die gleichen statistischen Analysen mit vergleichbaren Datensätzen durchzuführen und zu ermitteln, ob sich Ausmaß und Ursachen ethnischer Ungleichheiten in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten unterscheiden oder als gleich erweisen.
Eurostat hat im Rahmen des Labour Force Survey 2000 erstmalig ein Befragungsmodul eingesetzt, das Informationen über individuelle Bildungsverläufe und den Berufseinstieg in 14 EU-Ländern und in sechs osteuropäischen Staaten enthält. Insgesamt stehen also Daten für fast zwanzig europäische Länder zur Verfügung. Das Projekt hat zum Ziel, diesen neuen europäischen Datensatz methodologisch zu evaluieren und inhaltlich auszuwerten. In methodischer Hinsicht wird sich das Projekt auf Fragen der Datenqualität und der internationalen Vergleichbarkeit der Daten konzentrieren. Inhaltlich wird das Projekt Untersuchungen zu Fragen durchführen, die auf der Grundlage dieser sehr aktuellen Datenbasis besonders gut beantwortet werden können. Systematische Vergleichsstudien für die einbezogenen Länder sollen sich vor allem mit den folgenden Problemen befassen: (1) Auswirkungen der sozialen Herkunft auf individuelle Bildungsentscheidungen, (2) Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in der fachlichen Spezialisierung bei den erworbenen Bildungsabschlüssen und ihr Zusammenhang mit der Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt, (3) ethnischen Ungleichheiten im Übergang zwischen Bildungs- und Erwerbssystem, (4) dem Ausmaß und den Konsequenzen von Mismatches zwischen Ausbildung und Berufstätigkeit sowie (5) mit Mobilitätsprozessen in den ersten Jahren nach Ausbildungsabschluss. Das Projekt wird als internationales Kooperationsprojekt durchgeführt.