Jochen E. Gebauer (PI), Andrea E. Abele-Brehm, Constantine Sedikides, Delroy L. Paulhus, & Mark R. Leary | |
Die Big Two (A[gency], C[ommunion]) und die Big Five (O[ffenheit], E[xtraversion], V[erträglichkeit], G[ewissenhaftigkeit], N[eurotizismus]) sind die gebräuchlichsten Persönlichkeitsfaktormodelle. Ihr wahrer Wert bemisst sich daran, wie verlässlich sie Denken, Fühlen und Verhalten vorhersagen. Persönlichkeitsfaktoren weisen jedoch häufig inkonsistente Effekte in unterschiedlichen sozialen Kontexten auf. Dies wird oft als Zeichen mangelnder Validität bewertet. Solche Inkonsistenzen stellen allerdings nur dann ein Validitätsproblem dar, wenn sie aus den Eigenschaften der Persönlichkeitsfaktoren nicht theoretisch ableitbar sind. Daher wird eine theoretische Perspektive entwickelt, um aufzuzeigen, warum Persönlichkeitseffekte zwischen sozialen Kontexten variieren können und sogar sollen: Die soziokulturelle-motivationale Perspektive (SMP). Die SMP nimmt an, dass Persönlichkeitsfaktoren mit den sozialen Hauptmotiven nach Konformität (mit dem sozialen Strom schwimmen) und Abweichung (gegen den sozialen Strom schwimmen) einhergehen. Nach der SMP gehen C, V und G mit sozialer Konformität einher, während A und O mit sozialer Abweichung einhergehen. Demnach sagen C, V und G Außenkriterien besonders stark vorher, wenn letztere typisch für den sozialen Kontext sind, während A und O Außenkriterien besonders stark vorhersagen, wenn diese sozial untypisch sind. Am Außenkriterium Religiosität lässt sich dies verdeutlichen. Religiöses Leben erlaubt es C, V und G auszudrücken. Daher wurde allgemein angenommen, dass ausschließlich C, V und G die Persönlichkeitsbasis von Religiosität bilden. Nach der SMP hingegen sollten C, V und G Religiosität lediglich in religiösen Kontexten besonders stark vorhersagen, da Religiosität dort nicht nur zum Ausdruck dieser Persönlichkeitsfaktoren dient, sondern auch das mit C, V und G einhergehende soziale Konformitätsmotiv befriedigt. Dementsprechend sollten C, V und G Religiosität in säkularen Kontexten nur schwach vorhersagen. In diesen Kontexten hingegen sollte A und O Religiosität vergleichsweise stark vorhersagen, da Religiosität dort das mit A und O einhergehende soziale Abweichungsmotiv befriedigt. Ziel der Emmy-Noether Gruppe ist es, die SMP als eine prozess-orientierte, motiv-basierte und kontext-sensitive Theorie der Persönlichkeit zu etablieren, die zentrale Erkenntnisse der Sozial-, Motivations-, und Kulturpsychologie integriert, um Diskrepanzen bezüglich Persönlichkeitseffekten in unterschiedlichen sozialen Kontexten theoriegeleitet zu erklären. | |
Förderungsdauer: | 10/ |
Fördernde Institution: | Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG; GE 2515/ |
Jochen E. Gebauer (PI) & Tobias Ebert Die räumliche Konzentration von wirtschaftlicher Aktivität und wirtschaftlichem Erfolg ist ein elementares Merkmal moderner Gesellschaften. Trotz immenser Forschungsbemühungen können klassische Modelle das Entstehen und Fortbestehen räumlicher Disparitäten nur unzureichend erklären. Ein möglicher Grund, warum bestehende Modelle räumliche Disparitäten nur unzureichend abbilden können, ist die Vernachlässigung des kulturellen Rahmens, in dem wirtschaftliches Handeln eingebettet ist. Obgleich mehrere regionalökonomische Modelle und Theorien dem kulturellen Kontext in der Tat eine prominente Rolle zuweisen, war es lange unmöglich, kulturelle Unterschiede verlässlich zu erfassen. Neuartige Forschung an der Schnittfläche von Ökonomie, Wirtschaftsgeographie und Psychologie hat in den letzten Jahren Erfolge darin erzielt, theoretisch postulierte Kulturunterschiede auch empirisch offenzulegen. Konkret zeigt diese Forschung auf, dass neben Individuen auch geographische Räume eine „Persönlichkeit“ besitzen. Wir machen uns die neuartigen Datenquellen und Erkenntnisse der geographischen Psychologie zunutze und untersuchen erstmals umfassend den Einfluss von geographischen Persönlichkeitsunterschieden auf wirtschaftlichen Erfolg. | ||
Förderungsdauer: | 06/ | |
Fördernde Institution: | Vestische Forschungsstiftung e.V. (49.300,00€) |
Jochen E. Gebauer (PI), Constantine Sedikides, Delroy L. Paulhus, & Mark R. Leary | |
Selbstaufwertung und Religiosität sind zentrale menschliche Phänomene. Doch wie sind diese beiden Phänomene miteinander verbunden? Weltreligionen beschreiben Selbstaufwertung als etwas Nicht-Religiöses. Sie glauben, dass Religiosität Selbstaufwertung versiegen lässt. Wäre dies der Fall, dann müsste man an der Existenz eines universellen Selbstwertbedürfnisses zweifeln, da Selbstaufwertung als Ausdruck von Selbstwertstreben gilt. Somit wird das Thema Selbstaufwertung und Religiosität relevant dafür, ob Selbstwert ein psychologisches Bedürfnis ist. Das Thema erlaubt zudem Rückschlüsse auf die Universalität vieler Selbstkonzepttheorien, die von einem Bedürfnis nach Selbstwert ausgehen. Außerdem liefert das Thema Informationen zur Tauglichkeit von Techniken zur Eindämmung von Selbstaufwertung. Unser Forschungsprogramm ist das Erste zu Selbstaufwertung und Religiosität: (1) Eine große interkulturelle Analyse zum Zusammenhang zwischen Religiosität und Selbstwert (Gebauer, Sedikides, Bleidorn, Gosling, Rentfrow, & Potter, in prep) soll das Self-Enhancement Increases Religiosity Modell (Gebauer, Sedikides, & Neberich, 2012; Sedikides & Gebauer, 2010) weiter validieren. (2) Experimentelle Entsprechungen dieser interkulturellen Analyse sollen die kausalen Annahmen des Modells testen. (3) Eine dreiwellige Längsschnittstudie soll einen komplementären Effekt von Religiosität auf religiöse Selbstaufwertung untersuchen und religiöse Selbstaufwertung als Prozess etablierter Religiositätseffekte testen. Diese Forschung ist somit relevant für die Universalität von Selbstaufwertung und deren Implikationen. Sie ist zudem relevant für eine Schlüsselfrage der Religionspsychologie: Warum ist Religiosität so weit verbreitet? | |
Förderungsdauer: | 02/ |
Fördernde Institution: | Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG; GE 2515/ |
Jochen E. Gebauer (PI), Constantine Sedikides, Mark R. Leary, & Jens B. Asendorpf | |
Existiert echter Altruismus oder handeln alle Menschen schlussendlich immer egoistisch? Seit Aristoteles wird diese Frage in der Wissenschaft diskutiert. Weder der philosophische Schlagabtausch zwischen David Hume und Jean-Jacques Russeau noch die experimentalpsychologische Debatte zwischen Robert Cialdini und Daniel Batson konnte die Altruismusfrage zufriedenstellend klären. In diesem Projekt untersuchen wir den Alltagsglauben an die Existenz von echtem Altruismus. Das heißt, wir befragen die Allgemeinbevölkerung hinsichtlich ihres Glaubens an die Existenz von echtem Altruismus. Dazu haben wir ein diagnostisches Instrument entwickelt: Die „Belief in True Altruism Scale“ (BETA Scale). Mithilfe dieses Instruments zeigt sich, dass die meisten Menschen an die Existenz von echtem Altruismus glauben. Dennoch zeigen sich auch wichtige Persönlichkeitsunterschiede, die mit Verhalten in Zusammenhang stehen. Zum Beispiel verhalten sich Menschen, die an die Existenz von echtem Altruismus glauben, hilfsbereiter als Menschen, die nicht an die Existenz von echtem Altruismus glauben. Mithilfe von Experimenten und Längsschnittstudien untersuchen wir momentan die Prozesse, die diesem Zusammenhang zugrundeliegen. | |
Förderungsdauer: | 09/ |
Fördernde Institution: | Wake Forest University & Templeton Foundation, Winston-Salem, NC ($103.125,10) |
Jochen E. Gebauer (PI), Xuejun Lei, Huajian Cai, & Constantine Sedikides | |
Ist Selbstaufwertung universell oder lediglich eine liebgewonnene Marotte der meisten modernen Menschen? Die Antwort auf die Universalitätsfrage birgt wichtige Implikationen. Sie ist relevant für die klassische Diskussion über den Inhalt von psychologischen Bedürfniskompendien. Außerdem basieren viele psychologische Theorien auf der Annahme, dass Selbstaufwertung der Ausdruck von Selbstwertstreben ist und Selbstwertstreben ein universelles psychologisches Bedürfnis darstellt (Cognitive Dissonance Theory, Terror Management Theory, Self-Affirmation Theory, Social Identity Theory, Self-Enhancement Tactician Model, Self-Evaluation Maintenance Model). Entsprechend gibt die Antwort auf die Universalitätsfrage Aufschluss über die Generalisierbarkeit dieser Theorien. Wie lässt sich die Universalitätsfrage klären? Es wäre Evidenz für die Universalität von Selbstaufwertung, wenn in jeder Kultur Selbstaufwertung zu finden wäre. In Ostasiatischen Kulturen jedoch ist die Datenlage nicht eindeutig. In diesem Projekt entwickeln wir daher neue Instrumente zur Erfassung von Selbstaufwertung in Ost-Asien. Die Ergebnisse mit diesen Messinstrumenten zeigen, dass Ost-Asiaten durchaus Selbstaufwertung betreiben. Selbstaufwertung scheint also ein universelles Phänomen zu sein. | |
Förderungsdauer: | 12/ |
Fördernde Institution: | Wolfgang Köhler Zentrum für Konfliktforschung (5.000 €) |
Narzissten besitzen typisch narzisstische Motive nach Großartigkeit, Wert, Besonderheit und Macht. Die klassische Sichtweise geht davon aus, dass Narzissten ausschließlich agentische Wege nutzen, um ihre narzisstischen Motive zu befriedigen. Zum Beispiel überschätzen sie ihre eigene Kompetenz, ihre Intelligenz und ihr Wissen in agentischen Bereichen. Wir haben gezeigt, dass es auch Narzissten gibt, die kommunale Wege einschlagen, um ihre narzisstischen Ziele nach Großartigekit, Wert, Besonderheit und Macht zu erreichen. Zum Beispiel überschätzen sich diese „kommunalen Narzissten“ hinischtlich ihrer eigenen zwischenmenschlichen Qualitäten, ihrer Hilfsbereitschaft und ihres kommunalen Wissens. Wir konstruierten ein 16-Item Selbstberichtsmaß zur Erfassung von kommunalem Narzissmus, den Communal Narcissism Inventory (CNI). Den CNI finden Sie hier. |
Gebauer, J. E., Sedikides, C., Verplanken, B., & Maio, G. R. (2012). Communal narcissism. Journal of Personality and Social Psychology, 103,854–878. doi: 10.1037/a0029629 |
Selbstüberschätzung ist ein weitverbreitetes und folgenschweres Phänomen. Aus diesem Grund besteht ein besonderes Interesse daran Selbstüberschätzung valide zu erfassen. Paulhus, Harms, Bruce und Lycy (2003) haben daher die Over-Claiming Methode vorgeschlagen. Dabei sollen Teilnehmende angeben, wie „sattelfest“ sie bezüglich unterschiedlichster Wissensbereiche sind (z.B. „Wie gut kennen Sie sich mit jedem der folgenden Gegenstände der Physik aus? (a) Legierungen, (b) Photonen, (c) Ultra-Lipide“ Antwortskala: (0) hab noch nie davon gehört, (6) bin damit sehr vertraut). Die Teilnehmenden wissen nicht, dass einige Gegenstände gar nicht existieren (hier: Ultra-Lipide). Selbstzugeschriebene Expertise bezüglich dieser nicht-existenten Gegenstände ist ein Indikator für Selbstüberschätzung. Der AGCO-OCQ12 erfasst solche Selbstüberschätzung getrennt für die beiden großen Inhaltsdimensionen der Selbstüberschätzung: Agency und Communion. Den AGCO-OCQ12 finden Sie hier. |
Gebauer, J. E., Paulhus, D. L., Sedikides, C., & Elliot, A. J. (in prep). Socially desirable responding as agentic and communal self-enhancement. Manuscript in preparation. University of Mannheim, Germany. |
„Other-Burdensomeness“, das Gefühl für andere Menschen eine Last zu sein, ist einer der Hauptrisikofaktoren für Suizidgedanken. Wir untersuchten, welche Rolle das Selbstkonzept im Effekt von Other-Burdensomeness auf Suizidgedanken spielt. Unsere Forschung hat ergeben, dass Other-Burdensomeness eine Last für das Selbst darstellt (d.h. Self-Burdensomeness), was schlussendlich zu Suizidgedanken führt. In anderen Worten, Self-Burdensomeness stellt ein zentraler vermittelnder Prozess zwischen Other-Burdensomeness und Suizidgedanken dar. Wir haben ein 5-Item Selbstberichtsmaß zur Erfassung von Self-Burdensomeness konstruiert, die Self-Burdensomeness Scale (SBS). Die SBS finden Sie hier. |
Gebauer, J. E., Joiner, T. E., Baumeister, R. F., Göritz, A. S., & Teismann, T. (in prep.). Altruistic suicide or escaping a burdened self: Why does suicide ideation increase when one feels like a burden on others? Manuscript in preparation, Universität Mannheim. |
Religiosität besitzt viele Facetten. Das Global Religiosity Measure (GRM) ist ein 4-Item Selbstberichtsmaß, das globale Religiosität mit augenscheinvaliden Fragen erfasst. Zwei Items beziehen sich auf religiöse Glaubensgegenstände (d.h. Glaube an Gott und gefühlte Religiosität) und zwei weitere Items beziehen sich auf religiöse Verhaltensweisen (Kirchbesuch und Gebetshäufigkeit). Das GRM ist ein intern konsistentes Maß, das gute Konstruktvalidität und prädiktive Validität besitzt. Bitte beachten Sie: Da sich das Antwortformat zwischen den vier Items stark unterscheidet müssen die Antworten jedes Items standardisiert werden bevor sie einen Mittelwert bilden können. Das GRM finden Sie hier. |
Gebauer, J. E., & Maio, G. R. (2012). The need to belong can motivate belief in God. Journal of Personality, 80, 465–501. doi: 10.1111/j.1467-6494.2011.00730.x |
Die implizite Erfassung von globalem Selbstwert wird gemeinhin als schwierig aber wichtig angesehen. Das 1-Item Name-Liking Measure (NLM) ist eine von mehreren Möglichkeiten globalen Selbstwert implizit (d.h. indirekt-, ohne danach zu fragen) zu erfassen. Ähnlich wie Nuttin's Name-Letter-Task baut der NLM darauf auf, dass Menschen ihren Selbstwert auf Dinge projizieren, die mit dem Selbst in Verbindung stehen. Da der eigene Name für die meisten Menschen sehr eng mit dem Selbst in Verbindung steht, sollten Menschen ihren Selbstwert auf Ihren Namen projezieren. Dies sollte dazu führen, dass Menschen mit hohem Selbstwert ihren Namen besonders mögen, während Menschen mit niedrigem Selbstwert ihren Namen nur wenig mögen. Da das NLM sehr kurz ist, eignet es sich besonders zur Erfassung von Selbstwert in Befragungen, für die wenig Zeit zur Verfügung steht. Da im Allgemeinen Schwachstellen bei der impliziten Erfassung von Selbstwert bekannt sind, erscheint eine Metaanalyse zu NLM Befunden in der Zukunft hilfreich. Daher wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich über Ihre NLM Ergebnisse informieren würden. Das NLM finden Sie hier. |
Gebauer, J. E., Riketta, M., Broemer, P., & Maio, G. R. (2008). „How much do you like your name?“ An implicit measure of global self-esteem. Journal of Experimental Social Psychology, 44, 1346-1354. doi: 10.1016/j.jesp.2008.03.016 |
Menschen haben die unterschiedlichsten Motive, um anderen zu helfen. Zwei Hauptmotive, die immer wieder in empirischer Forschung gefunden werden, sind ein „gutes Gefühl“ zu erlangen und ein „schlechtes Gewissen“ zu vermeiden. Die Pleasure and Pressure based Prosocial Motivation Scale (3PMS) erfasst diese beiden Motive für prosoziales Verhalten. Im Vergleich zur Originalskala verwenden wir momentan eine etwas längere und psychometrisch verbesserte Version, die 10-Item 3PMS-revidiert (Gebauer, Sedikides, Leary, & Asendorpf, in preparation). Die 3PMS-revidiert finden Sie hier. |
Gebauer, J. E., Riketta, M., Broemer, P., & Maio, G. R. (2008). Pleasure and pressure based prosocial motivation: Divergent relationships to subjective well-being. Journal of Research in Personality, 42, 399–420. doi: 10.1016/j.jrp.2007.07.002 |